Am 14. Jahrestag des Debüts des chilenischen Stürmers Marcelo Salas im Trikot von River Plate bieten wir den bekannten Service rund um den just abgeschlossenen Spieltag. Zudem beleuchten wir die aktuelle Situation des Rekonvaleszenten Riquelme und des Angeklagten Buonanotte. Zwei junge Stürmer sind derzeit in aller Munde – Grund genug ihnen auch auf unserem Blog die verdiente Beachtung zu schenken. Desweiteren thematisieren wir die krimininellen Verwandten des Nationalstürmers Tevez und warten auf mit einem weiteren Teil der beliebten Serie über argentinische Fangesänge. Druckt es aus, verteilt es auf eurer Tribüne, verbreitet den Link in euren Fanforen, geniesst eine weitere Woche argentinischen Fußball…
1. Der Rückblick auf den sechsten Spieltag
Tigre bestritt die Eröffnungspartie des sechsten Spieltages gegen Gimnasia La Plata. Für erstere ein wichtiges Spiel um weiterhin nicht in arge Abstiegsgefahr zu geraten. Entsprechend ging man es auch an und gewann recht locker mit 2-0 durch Tore von Castaño und Neuzugang Telechea. Letzterer debütierte erst vor vier Wochen in der ersten Liga – mit 28 Jahren! Gimnasia hingegen präsentiert sich in keinster Weise erstligareif. Spiegelbild der gesamten Mannschaftsleistung ist die des einstigen Hoffnungsträger Fabian Rinaudo: Keine Impulse, unzählige Ballverluste und ein erbärmliches Zweikampfverhalten. Im Sommer wurde von einem vermeintlichen Interesse europäischer Klubs am Jungspund berichtet – so wird das nix mit einem Wechsel, Junge! Am Ende der letzten beiden Spielzeiten konnte man sich zumindest noch in die Relegation retten und so den Klassenerhalt sichern. Doch augenblicklich erscheint selbst das als Utopie.
Während sich die All Boys diese (in Bezug auf das Punktesammeln) mittelmäßige Saison als Erfolg anrechnen können bleibt Colon hinter den Erwartungen zurück. Vor der Saison hatte man sich gut verstärkt, bislang kam da aber eher weniger bei rum. So auch diesmal im Heimspiel gegen den Aufsteiger. Dieser ging durch Mauro Matos (Foulelfmeter, Pozo an Matos) in Führung. Anschließend wollte man das Ergebnis jedoch eher über die Zeit retten und Colón übernahm zusehends die Spielinitiative. Oldie Fuertes glich schließlich mit einem Kopfballtreffer aus, sein insgesamt 119. Treffer für die Sabaleros. Bester Mann auf dem Platz war Iván Moreno y Fabianesi. Der gebürtige Spanier gefiel als unermüdlicher Antreiber und bereitete mit einer butterweichen Flanke den 1-1 Endstand vor.
In einer guten und abwechslungsreichen Begegnung trennen sich die Kontrahenten mit einem leistungsgerechten Remis. Kapitän Roly Zarate brachte seine Farben zweimal in Front, jedoch konnten die Gäste beide Male schnell ausgleichen. Ein drittes Tor (Mariano Martínez) wurde el Globo vom Mann an der Linie verweigert, der fälschlicherweise auf Abseits entschied. Somit bleibt Banfield (erneut mit einem starken Walter Erviti) weiter ungeschlagen, während Huracán sich weiterhin im Niemandsland der Tabelle bewegt.
Velez Sarsfield und San Lorenzo spielen eine gute Saison und können sich, nach bisherigem Eindruck, berechtigte Hoffnungen auf die Meisterschaft machen. Mit dem relativ faden 0-0 im direkten Vergleich auch weiterhin. Besonders gefällig beim sogenannten Topspiel des Spieltages agierte der die Abwehrformation der Gäste um Jonathan Bottinelli. Die hochgelobte Offensive der Velezanos konnte dem Tor des Ciclons nur sehr selten gefährlich werden. Am Rande der Begegnung kam es zu Zusammenstößen zwischen Heim- und Gästefans.
Die Partie des Spieltags, zweifellos. In einem ausgeglichenen (!) Spiel gewinnt Godoy Cruz beim Club Lanús mit 4-1. Beide Teams spielten mit offenen Visier, Torchancen hüben wie drüben. Nach gut einer Stunde das Spiel noch ausgeglichen, dann gelingen den Gästen drei Tore in zwanzig Minuten und damit die Entscheidung in dieser Partie. Ein besonderes Schmankerl das Tor von Ariel Rojas zum 2-1. Godoy Cruz setzt seinen guten Lauf aus dem Kalenderjahr 2010 beeindruckend fort (48 Punkte in 25 Spielen) und begeisterte die 15.000 Zuschauer mit attraktivem Offensivfussball und vier erstklassigen Toren. Lanus hingegen muss trotz guter Leistung einen schweren Dämpfer im Meisterkampf hinnehmen.
Estudiantes gewinnt souverän und hochverdient gegen ein kriselndes Racing (vier Niederlagen in Serie). Die 18.000 Zuschauer, unter denen eine Vielzahl Anhänger der Academía waren, sahen klar überlegene Gastgeber, bei denen das Mittelfeldduo Enzo Pérez (Torschütze zum 1-0) und Rodrigo Braña den Takt vorgaben. Racing kann sich bei Schlussmann De Oliveira bedanken, dass man nicht hochkant aus dem Stadion el Centenario in Quilmes (in dem el Pincha seine Heimspiele austrägt) geschossen wurde.Der Millioneneinkauf Giovanni Moreno spielt bislang bei Racing allenfalls eine Nebenrolle. Ebenso Patricio Toranzo. Die Liste kann beliebig erweitert werden. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Spielzeiten des Klubs aus Avellaneda. Trotz großer finanzieller Anstrengung zu Saisonbeginn springt am Ende wenig bis gar nichts dabei raus. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass man mit diesem Kader absteigen wird, aber eigentlich sollte man mit derartigen Personal höhere Ziele verfolgen. Die Anhänger der Academía werden bereits unruhig, so dass erstmals „andate Russo“ – Rufe zu von der Gästetribüne zu hören waren. Die Estudiantes sind indes saisonübergreifend seit 17 Spielen ohne Niederlage und grüßen von der Tabellenspitze (punktgleich mit River Plate und Velez Sarsfield). Zudem ist man sicherlich ganz zufrieden mit dem Neuzugang auf der rechten Außenbahn, Gabriel Mercado. Er war vor der Saison vom Racing Club gekommen und erzielte nun ein Tor beim 2-0 gegen seinen Ex-Klub.
In der Schlußviertelstunde verliert der Meister der Vorsaison, die Argentinos Juniors, sein Heimspiel gegen die Newell’s Old Boys. War man noch durch Gonzalo Vargas mit 1-0 in Führung gegangen drehten Gabriel Cichero und Luis Rodriguez die Partie zu Gunsten der Rosarinos. Bei beiden Gegentoren stimmte die Zuordnung in der Abwehr in keinster Weise. Dank einiger derartiger Darbietungen findet man sich nun im Tabellenkeller wieder. In der Copa Sudamericana schied man zudem gegen Independiente aus. Kein guter Start für den neuen Trainer Pedro Troglio. Ihm wird aber vom Präsidenten Segura (noch) der Rücken gestärkt. Kapitän Ortigoza, WM-Teilnehmer für Paraguay, bemängelte die fehlende Einstellung. Newell’s dagegen im Mittelfeld der Tabelle und gegen Banfield kann man demnächst seinerseits noch die nächste Runde der Copa Sud erreichen.
Nachdem sich am Vortag San Lorenzo und Velez torlos trennten, besaßen beide Teams die Möglichkeit, mit einem Sieg die Tabellenspitze zu erklimmen. Gastgeber River nahm die Herausforderung an und spielte vor 50.000 Zuschauer von Beginn an nach vorne. Die Gäste aus Sarandí wiederum schienen angesichts der Chance eher gelähmt und präsentierten sich viel zu passiv. Aus einer guten Defensive heraus beherrschten die Millonarios zwar mühelos das Spiel, hatten aber Probleme den letzten Pass zum Mann zu bringen. Einmal stockte den Zuschauern im Rund von Nunez jedoch der Atem, als Matias Almeyda den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekam und Leguizamón aus kurzer Distanz am bravourös reagierenden Carrizo scheiterte. Die Entscheidung fiel dann in der 75. Minute, als sich Youngster Funes Mori nach einem Eckball Ortegas gegen seinen klammernden Schatten eindrucksvoll durchsetzte und zum Tor des Tages einköpfte. Arsenal verliert nach vier Siegen in Folge erstmals wieder und muss sich auch im insgesamt neunten Anlauf als Gast im Monumental geschlagen geben (1 Remis, 8 Niederlagen). Desweiteren war Torjäger Leguizamon zum ersten Mal in dieser Saison nicht mehr direkt an einem Tor von el arse beteiligt. River macht derweil einen wichtigen Schritt nach vorne im Kampf gegen den Abstieg (der über den Dreijahresdurchschnitt ermittelt wird) und träumt nach dem dritten Heimsieg in Folge weiter von der Meisterschaft der laufenden Apertura. Trainer Cappa bescheinigt seinem Team gute Fortschritte gemacht zu haben.
Über das Spiel von Quilmes bei Independiente hüllt man besser den Mantel des Schweigens. Ein derart ideenloses Gebolze hat man in dieser Saison wohl noch nicht gesehen. Fußball zum Abgewöhnen. Quilmes wartet also weiter auf einen Erfolg beim Rojo (im 25. Spiel als Gastmannschaft weiter ohne Sieg).
Martin Palermo. Das sehenswerte Führungstor von Lucas Viatri und die spätere Vorentscheidung durch Juan Insaurralde bereitete der Altmeister mustergültig vor. Nachdem Juan Cobo ausgeglichen hatte stellte Palermo höchstselbst die Führung wieder her. Ein verdienter Sieg des Favoriten. Boca war über die gesamte Spieldauer die bessere, weil aktivere Mannschaft. Durch das 3-1 wird auch Trainer Claudio Borghi kurz durchschnaufen können. Die Aurinegros konnten dem Offensivdrang der Gäste nur wenig entgegensetzen und verloren daher auch verdient! Ähnlich wie bei dem anderen Aufsteiger aus Quilmes, konnte die Serie gegen einen formschwachen Favoriten nicht geknackt werden: Bahia Blanca konnte nämlich noch nie gegen die Traditionsmannschaft aus dem Hafenviertel der Hauptstadt gewinnen (in 13Spielen: 5U, 8N).
(Christof & Andreas)
2. Die Top-11 des sechsten Spieltages

Jorge de Olivera (Racing, 1. Berufung) - Jonathan Bottinelli (San Lorenzo, 2), Jonathan Maidana (River Plate, 1), Gabriel Mercado (Estudiantes, 1), Diego Castanho (Tigre, 1), Nicolas Olmedo (Godoy Cruz, 1), Enzo Perez (Estudiantes, 1), Ivan Moreno y Fabianesi (Colon, 1), David Ramirez (Godoy Cruz, 3) - Rolando Zarate (Huracan, 1), Martin Palermo (Boca, 1)
(Christof & Andreas)
3. Riquelme in, Buonanotte out
Am 18. Spieltag der abgelaufenen Clausura hat der Regisseur der Boca Juniors, Roman Riquelme, sein letztes Spiel bestritten. Man verlor gegen Huracan mit 1-2. Jüngst ist der 32-Jährige, dessen Vertragsverlängerung sich im Sommer länger hinzog als so manche Telenovela, ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Sein operiertes linkes Knie bestand diverse Übungen mit und ohne Ball. Mit seinem Comeback wird allerdings erst am elften Spieltag gegen eben jenen Club Huracan gerechnet.
Derweil hat River Plate seinen wohl talentiertesten Spieler Diego Buonanotte vorerst und bis auf weiteres vom Spielbetrieb freigestellt. Buonanotte war im Dezember 2009 als Fahrer und drei befreundeten Beifahrern mit dem Auto verunglückt. Während er schwer verletzt geborgen werden konnte überlebten seine Freunde nicht. Nun hat die argentinische Justiz wohl ihre Ermittlungen abgeschlossen und Buonanotte des Mordes angeklagt. Bereits in den vergangenen Wochen wurde klar, dass er sich nicht auf Fußball konzentrieren könne. Irrtümlich hatte Trainer Ángel Cappa angenommen dem jungen Mittelfeldspieler in seiner Situation einen Gefallen zu tun sich mit den Fußballspielen entsprechend abzulenken, sah aber seinen Irrtum schnell ein und reduzierte die Einsatzzeiten. Buonanotte soll nun erst einmal alle offenen Fragen der Justiz beantworten bevor er sich wieder weiteren Druck aufhalst.
(Christof)
4. Unerwartet Spitze I – Rogelio Gabriel Funes Mori
Vor der Saison hatte man Martin Palermo auf Seiten der Boca Juniors als Toptorjäger auf der Liste. Quasi auf der Gegenseite, bei River Plate, freute man sich über die Verpflichtung von Leandro Caruso und Mariano Pavone. Während sich bei Boca an der Seite des heiligen Martin ein gewisser Lucas Viatri zum Torjäger entwickelt trumpft beim Erzrivalen Rogelio Funes Mori auf – und die weitaus teureren Pavone und Caruso befinden sich allenfalls im Wartestand.
Viatri und Funes Mori, 23 und 19 Jahre jung, führen mit vier Treffern, gleichauf mit David Ramirez (Godoy Cruz) und Tanque Silva (Velez), das Torjägertableau an.
Ein Mittelstürmer würde wenn nötig aus dem Personal der abgelaufenen Clausura rekrutiert, hatte der River’s Präsident Passarella vor der Saison verkündet. Doch dann konnte man noch Leandro Caruso verpflichten. Trainer Cappa rühmte ihn gleich einmal als einen der besten Stürmer der argentinischen Primera Division. Als auf die Leihgabe von Udinese auch noch der einstige Torjäger der Estudiantes, Mariano Pavone, folgte sah man die von Falcao 2009 hinterlassene Lücke im Sturmzentrum nach über einem Jahr endlich geschlossen.
Doch weder Caruso noch Pavone kamen recht in Tritt und so vertraute Ángel Cappa erst einmal auf Rogelio Funes Mori. Er hatte eine eher durchwachsene Clausura 2010 gespielt, diese aber sehr gut abgeschlossen. Einem Dreierpack gegen Racing am vorletzten folgte ein weiterer Treffer gegen Tigre am letzten Spieltag. Nach sechs Spieltagen hat er sich nun einen Stammplatz erkämpft und das Vertrauen in ihn mit Toren zurückgezahlt. Zweimal erzielte er das Tor das Tages, einmal hatte er mit zwei Treffer maßgeblichen Anteil am Erfolg und ein weiteres Mal gab er die entscheidende Torvorlage.
Sein Mitspieler Matias Almeyda lobte den kopfballstarken Stürmer bereits im Januar diesen Jahres ob seines Willens und seiner Siegermentalität. Er könne, so jedenfalls die Einschätzung des Mittelfeldstrategen, einst besser werden als Hernan Crespo – wenn man ihm die Zeit sich zu entwickeln gebe. Ähnlich optimisch äußert sich Kollege Alexis Ferrero. Der Innenverteidiger kann sich vorstellen, dass Funes Mori einst einer der besten Stürmer der Welt sein könnte.
5. Unerwartet Spitze II – Lucas Viatri
Martin Palermo äußerte sich ebenso optimisch über seinen jungen Kollegen. Sollte er einst zurücktreten bräuchte sich niemand Sorgen um einen potenziellen Nachfolger machen. Diesen zuverlässigen Torjäger habe man bereits in seinen Reihen.
Lucas Viatri machte in der Apertura 2008 zuerst von sich Reden. In Abwesenheit des verletzten Palermo netzte er achtmal ein und hatte maßgeblichen Anteil am Gewinn der Meisterschaft. Doch mit Genesung des Altmeisters fand sich der Emporkömmling wieder öfter auf der Bank wieder. Einige Male wurde von einem Interesse europäischer Klubs am Mittelstürmer berichtet, ein Wechsel kam jedoch selten zu Stande. Und das obwohl Viatri einige Male geäußert habe eine Luftveränderung zu wünschen, lange genug fristete er sein Dasein im Schatten des schier übermächtigen Teamkollegen. Kein Trainer zog seitdem in Betracht das System dahingehend zu ändern so dass Viatri und Palermo gemeinsam auf dem Platz stehen können – ehe Claudio Borghi das Ruder bei den Xeneizes übernahm.
Er setzte auf beide 9er und Lucas Viatri schießt Tore. Und beide, bestätigt auch Palermo, arbeiten weiter an der nötigen Abstimmung. Zuletzt war dieses Zusammenspiel schon ganz ansehnlich gegen Olimpo. Allerdings ist dieser Gegner auch kein Gradmesser für das ambitionierte Boca.
Mit der erwarteten Rückkehr von Riquelme wird es aber eher schwierig werden für Viatri entweder diese Torquote oder gar seinen Stammplatz zu halten. Mit den von Defensivaufgaben entbundenen Roman und Palermo bedürfte es eigentlich eher eines zweiten, spiel- und defensivstärkeren Stürmers. Offen ist ob Viatri diese Rolle einnehmen kann oder ob man sich stattdessen für jemand anderen entscheidet und er sich damit wieder in der ungeliebten Jokerrolle wiederfindet. Damit würde er sich wieder in mehr oder minder illustrer Gesellschaft wiederfinden: Als Stürmer bei den Boca Juniors hat man es nicht leicht: Mauro Boselli, Luciano Figueroa oder Carlos Bueno usw.. Die Liste der Stürmer, deren Zusammenspiel mit Palermo und Riquelme nicht effektiv genug war, ist lang.
(Christof)
6. Bruder und Schwager von Carlos Tevez zu 16 Jahren Haft verurteilt
Ein Halbbruder und ein Schwager von Argentiniens Nationalstürmer Carlitos
Tevez wurden in Córdoba für einen Überfall vor zwei Jahren verurteilt. Juán Alberto Martinez (ursprünglicher Familienname von Tevez) und der Schwager Carlos Avalos Verón überfielen bewaffnet auf der Straße zum Flughafen von Córdoba einen Geldtransporter. Während Verón kurz darauf in Córdoba gefasst wurde, konnte die Polizei Martinez in Ciudadela im Westen des Großraums Buenos Aires im so genannten Viertel Fuerte Apache festnehmen, einer der größten sozialen Brennpunkte der Hauptstadt, wo auch Carlos Tevez aufwuchs.
Der Stürmer von Manchester City sollte sogar für ein Alibi herhalten, denn Martinez sagte aus, sich zum Tatzeitpunkt in einem von Tevez angemietetem Haus in Córdoba aufzuhalten, da er sich zur Zeit im Heimaturlaub befand. Allerdings hatte besagte Residenz weder funktionierenden Strom- noch Wasseranschluß, so dass die Staatsanwaltschaft davon ausging, dass derFußballmillionär wohl kaum dort übernachten würde.
Es ist nicht das erste Mal, dass Verwandtschaft von Carlitos mit dem Gesetz in Konflikt kommt: Während Tevez‘ Zeit bei Corinthians in Brasilien wurde sein damals erst 17jähriger kleiner Bruder in der Heimat wegen Waffenbesitz festgenommen. Das Hochhausviertel aus dem el apache Tevez stammt, wurde Ende der 60er Jahre im Zuge einer Umsiedlung von Bewohnern informeller Siedlungen im Zentrum von Buenos Aires gebaut und ist heute eine von zwei Vierteln in Buenos Aires, in denen das Militär aus Sicherheitsgründen die Ein- und Ausgänge kontrolliert.
(Viktor Coco)
7. Argifutbol stellt Fangesänge vor, Teil V: Fröhlich sterben für die Farben des Herzens
Vergangene Woche haben wir verschiedene Stadionversionen von „Se parece más a ti“ der argentinischen Band Jambao vorgestellt. Diesmal hören wir uns auf der anderen Seite des Río de la Plata um und beschäftigen uns mit Rubén Rada, einem Sänger, Schauspieler und Komponisten aus Montevideo, Uruguay. Angesiedelt in verschiedenen Musikstilen, interessiert uns an dieser Stelle ein Song von Rada, der das Genre bereits im Titel führt: „Muriendo de Plena“ bedeutet etwa „an Plena(-musik) sterben“, wobei der der Sänger eher tematisiert, wie er sich eine fröhliche Feier nach seinem Tot wünscht. Leckeres Essen, ein gepflegter Tanz und die Schwiegereltern sollen doch bitte in rot und nicht in schwarz erscheinen…
„Wenn ich sterbe, möchte ich weder Tränen noch Trauer“, lautet die erste Textzeile und wurde ebenso von den Fans des Racing Club aus Avellaneda übernommen:
„Cuando yo me muera no quiero llanto ni pena
Prefiero que se me vele envuelto en una bandera.
La celeste y blanca, color que llevo en mis venas
por esta pasión re loca que siento por la academia.
Yo quiero a la gente cantando y de fiesta
como hace esta banda aunque gane o pierda.
Vos sos la alegria de mi corazón
por eso es que sueño con Racing Campeón!
Tanto sentimiento tanto carnaval
tiene un solo nombre
La Guardia Imperial.“
Die Fans beschwören hier ihre Treue zu La Academia und wünschen sich, nach dem Tod in eine rot-blaue Fahne gewickelt zu werden. Gleichzeitig träumen sie von einer Meisterschaft und versichern, „so viel Gefühl und so viel Karneval hat nur einen Namen: Die kaiserliche Garde“ – so der Name von Racings Barra Brava, eine der ältesten des Landes.
Ähnlich beginnt eine Version dieses Gesangs, den verschiedene hinchadas anderer argentinischer Klubs singen. So die Anhänger des Drittligisten Juventud Antioniana aus Salta oder die Fans vom kleinen Verein Atlanta aus Buenos Aires.
Wir wollen aber genauer die Variante des C.A. Huracán betrachten; in diesem guten Video kann man quasi mittendrin zuhören und einen Einblick in das Auge des Sturms auf argentinischen Tribünen erlangen.
„Cuando yo me muera, yo quiero que mi cajón,
sea de rojo y blanco, como mi corazón!!
Y si perdemos, tampoco me hago problema,
soy cada día mas hincha, del Globo y de la Quema!!
Vamos los Quemeros, yo te vengo a ver…
Tenemos los trapos de la Buteller!
Jugar en Primera y verte Campeón,
pasarme la vida, corriendo al Ciclón!“
Auf deutsch würde ein Fan des „Ballon“ wiefolgt singen:
„Wenn ich sterbe, will ich, dass mein Sarg
rot und weiss wird, so wie mein Herz.
Und wenn wir verlieren, mach ich mir auch keine Probleme.
Ich bin jeden Tag mehr Fan vom Ballon und La Quema.
Auf geht’s Quemeros, ich komme, um dich zu sehen.
Wir haben die Fahnen, von der Butteler.
In der ersten Liga spielen und dich als Meister sehen.
Das Leben damit verbringen, el ciclón zu jagen!“
Den Spitznamen „el globo“, der (Heissluft)ballon trägt Huracán in Gedenken an den argentinischen Luftfahrtpionier Jorge Newberry. Die Gegend von Buenos Aires, in der sich das Trainingszentrum von Huracán befindet, heisst im Volksmund La Quema, weil dort vor vielen Jahrzehnten die Müllverbrennung der Stadt stattfand. Daher bezeichnet man Spieler und Anhänger auch als Quemeros. „Wir haben die Fahnen“ beschreibt den mehrfachen erfolgreichen Diebstahl von Blockfahnen, so genannte Trapos (lange schmale „Lappen“), die senkrecht über die Tribüne gespannt werden. La Butteler ist eine führende Fraktion der Barra Brava von San Lorenzo, benannt nach ihrem Treffpunkt, der Plaza Butteler. Und um auch die kritischen Liguisten zu befriedigen: in der Fußballsprache Argentiniens bedeutet „correr a alguien“, soviel wie „jemanden jagen oder verfolgen“, gemeint sind in diesem Fall natürlich Kämpfe zwischen den Anhängern von Huracán und San Lorenzo, dem ciclón.
Und weil das Lied so stimmungsvoll ist, hier noch mal eine andere Videoaufnahme, bei der man auch erkennt wie die Barra Brava von Huracán im Hintergrund am Rand der Tribüne mit den blau-roten Trophäen, den Trapos von San Lorenzo, einmarschiert.
(Viktor Coco)
Sehr schade, dass Buonanotte immer noch an den Folgen des Unglücks leidet, irgendwann möchte ich den Floh nämlich auch einmal in Europa aufzaubern sehen. Zunächst einmal muss er aber natürlich die Tragödie so gut verarbeiten, wie es eben geht. Es kann im Leben leider sehr schnell gehen, wie man hier wieder sieht.
Eine kleine Korrektur am Rande: Wegen „Mordes“ wird der kleine Argentinier glücklicherweise dann doch nicht angeklagt, sondern wegen „manslaughter“, also in etwa fahrlässiger Tötung.
Enano wieder im Training! Passarella gab seinem Star zwar auf unbestimmte Zeit frei („komm zurück wann du willst“), doch der geniale Mittelfeldspieler lenkt sich anscheinend lieber mit der Kugel ab! Gegen Newell`s steht er wohl wieder im Kader.
Pingback: Den Sieben verschrieben | Fußball auf Argentinisch