7 argentinische Fußballnews

Freunde der Sonne! Während westliche der Anden in einer spektakulären Rettungsaktion 33 Bergleute aus der Tiefe der Mine in San José ans Tageslicht geholt werden, haben wir mindestens 7 interessante Neuigkeiten aus dem Fußballgeschäft östlich der Anden gefördert. Dem 10. Spieltag mit Berichten und Videos zu allen Begegnungen (1.) und den dazugehörigen Topspielern (2.) folgt ein Überblick über die besten und schlechtesten Transfers der Saison von unserem Chef-Scout Christof (3.). Dazu stellen wir euch kurz und knapp den Trainer Antonio Mohamed vor (4.) und informieren über die enge Situation in der Primera B (5.). Maradona schiesst auf eine goldene Torwand in Moskau (6.) und unsere Serie über argentinische Fangesänge geht endlich in die nächste Runde (7.).

 

1. Der zehnte Spieltag im Überblick

19 Tore Video
55 Karten, 52 gelbe, drei rote

Estudiantes – Olimpo 2:0 Video
Den Auftakt des Spieltages bestritten der Tabellenprimus und der Aufsteiger aus Bahia Blanca. Die Gastgeber taten sich gegen die defensiven Gäste sehr schwer und konnten keine zwingenden Tormöglichkeiten kreieren. Kurz vorm Pausentee zeigte Schiedsrichter Álvarez nach einem umstrittenen Foul an Mercado auf den Punkt. Gastón Fernández verwandelte sicher. Die Gäste protestierten und schimpften auf den Schiedsrichter, auch bei mehrmaliger Betrachtung der Wiederholung konnte nicht sicher geklärt werden, ob es wirklich zu einer Berührung kam oder nicht. Die zweite Hälfte gestaltete sich zerfahren und wusste wenig zu gefallen. Olimpo stellte sich zudem etwas plump an, kassierte neben zwei Platzverweisen dann auch noch einen weiteren Foulelfmeter, den der eingewechselte Lopéz dankend annahm. Die Estudiantes führen die Tabelle mit fünf Zählern Vorsprung an, Olimpo steht im Tabellenkeller und teilt sich die rote Laterne mit Gimnasia und Quilmes.

Arsenal – Banfield 1:0 Video
El Arse schlägt spät und per Kopf zu! Das konnte man letzte Woche in Quilmes sehen, dieses Mal erfuhr dem Gast aus Banfield das gleiche Schicksal. Wieder einmal stellte Arsenal zwar das passivere und schwächere Team, jedoch zeichnet sich die Mannschaft neben einem sehr disziplinierten Abwehrverhalten durch eine vorzügliche Effizienz aus. Mann des Tages war der lange Stürmer Mauro Obolo, der in der 90. Minute eine maßgeschneiderte Flanke von Alustiza ins lange Eck beförderte. Durch die Niederlage versinkt Banfield im Mittelfeld der Liga, Arsenal steht auf Platz drei (fünf Punkte hinter der Spitze) und ist nun seit vier Spielen ungeschlagen und dabei ohne Gegentreffer.

Huracán – All Boys 1:1 Video
El Globo präsentierte sich in unverbesserter Form und wurde von den frech aufspielenden All Boys ein ums andere Mal in große Verlegenheit gebracht. Huracans Aushängeschild Gastón Monzón musste mehrfach eingreifen und verdiente sich Bestnoten. Eine Viertelstunde vor Schluss staubte Ferrari aus kurzer Distanz ab, als Monzón einen scharfen Kopfball von Matos nur nach vorne abwehren konnte. In der 92. Minuten besorgte der erst 20-jährige Darío Soplán den Ausgleich für die Gastgeber, die abgesehen von dem Punkt noch ein wenig Ehre zurückgewinnen konnten.

Lanús – San Lorenzo 2:0 Video
Lanús siegt weiter, San Lorenzo verliert weiter. Beide Teams bauen mit diesem Ergebnis ihre jeweiligen Serien weiter aus. Für die Gastgeber war es der dritte Sieg in Folge, während die Elf aus Boedo zum dritten Mal in Folge ohne Punkt und ohne Tor dastehen.
Die Gastgeber gewannen durch Tore von Castillejos und Romero in einer einseitigen Partie, in der San Lorenzo dem Ball meist hinterher rannte. Seit der Verletzung von Cristian Tula, der Kapitän, Abwehrchef und Torjäger zugleich ist, läuft beim Traditionsteam nichts mehr zusammen. Die Meisterträume mussten nach gutem Saisonstart ad acta gelegt werden, nun gilt es, sich im Kampf um die internationalen Plätze zu positionieren.
Lanús hingegen schiebt sich weiter nach vorne und liegt mit sieben Punkten Rückstand zum Tabellenführer in Lauerstellung.

Argentinos – Godoy Cruz 0:0 Video
Der Meister präsentierte sich in den letzten Spielen in guter, stark aufsteigender Form, Godoy Cruz steht für Offensivspektakel schlechthin. Man erwartete ein Duell vom Feinsten, etwas für Fußballfeinschmecker. Was schließlich angeboten wurde war Hausmannskost der übelsten Sorte. Kein Tempo, kaum Chancen – ein ganz zäher Kick.

Newell`s – Quilmes 1:1 Video
Die Old Boys geben einen Punkt an starke Gäste ab. Gegen Spielende wäre La Lepra dann fast mit leeren Händen nach Hause gegangen: Erst wurde Kapitän Schiavi mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen, wenige Minuten später entschied der Unparteiische zurecht auf Elfmeter für die Gäste. Der Ex-Schalker Gustavo Varela nahm die Kugel an sich, scheiterte jedoch mit einem schwachen Schuss an Torwart Peratta. Das hätte der erste Sieg für die Cerveceros sein können bzw. sein müssen. Die Leistung des Aufsteigers lässt allerdings hoffen, in einem guten Spiel brachte man den Favoriten aus Rosario an den Rand einer Niederlage.

Independiente – Racing 1:0 Video
El Clásico de Avellaneda: Dieses Spiel ist das größte Derby der argentinischen Liga (wenngleich das größte Spiel Boca gegen River ist). Die beiden Spielstätten stehen gerade mal einen Steinwurf voneinander entfernt, im Süden von Buenos Aires gilt dieses Aufeinandertreffen als das wichtigste Ereignis des Jahres! Zieht man die Statistik zu Rate, sieht man, dass Independiente im Vergleich klar die Nase vorne hat: Den 67 Siegen stehen 46 Niederlagen gegenüber. Der letzte Auswärtssieg Racings datiert aus dem Jahr 2004.
Independiente präsentierte zum Derby ihren neuen Coach Antonio Mohamed und einen schöneren Einstand hätte der sich nicht wünschen können. Das Tor des Tages köpfte der junge Rechtsverteidiger Cristian Báez in seinem erst dritten Ligaspiel überhaupt (zudem lief er ein Mal in der Copa Sudamericana auf). Der junge Paraguayer dürfte sich somit in die Herzen der Diablos Rojos gespielt haben, bei seinem späteren Interview verkündete er vollmundig, dass die Academia niemals mehr gegen die Roten gewinnen würde und sein Traum sei, die Meisterschaft mit Independiente zu holen. Während die Roten feiern und träumen, sind die Blauen am Boden zerstört. Seit nun elf Spielen ist man gegen Independiente ohne Sieg, dabei hätte man ihn an jenem Sonntagnachmittag mehr als verdient gehabt. Racing – die auf ihren Spielmacher Moreno verzichten mussten – zeigte sich von Beginn an hellwach und spielte die Roten an die Wand. Gabriel Hauche verpasste allein in Halbzeit eins gleich dreimal freistehend die Führung. Insgesamt erspielten sich die Schützlinge von Miguel Russo zehn dicke Chancen, aber alle fanden ihren Meister im überragenden Schlussmann Hilario Navarro, der eine Glanzparade nach der nächsten ablieferte. Lucas Castroman scheiterte zudem mit einem wuchtigen Distanzschuss an der Latte, Independiente nutzte ihre Freiräume nur unzureichend, zwar konterten sie zwei-dreimal gefährlich, aber primär konzentrierte sich der Gastgeber auf die Verteidigung der Führung, indem sie aufopferungsvoll kämpften und unermüdlich rannten. Mit dieser kämpferisch einwandfreien Einstellung und dank ihres Hexers Navarro verdient sich el Rojo den Sieg in der 176. Auflage dieses Clásicos, den man nach Spielschluss wie eine gewonnene Meisterschaft bejubelte.

Vélez – Colón 6:0 Video
Partidazo! Goleada! Wunderbares Velez! Velez schickt Colón mit einem halben Dutzend zurück nach Santa Fe. Juan Manuel Martinez spielte das bisher beste Spiel seiner Karriere und erzielte drei sehenswerte Tore, sein zweites war ein absoluter Geniestreich – das schönste Tor des Spieltages! Sturmpartner Santiago Silva traf nach fünf Spielen auch wieder und erfreute sich derart über das Ende seiner Durststrecke, dass er sich bei seinem Torjubel leblos auf den Boden legte, bis seine Kameraden Fernandez, Moralez und Martinez ihn wieder “reanimierten“. Ein zumindest kontroverser Torjubel. Mit dem Heimsieg baut Velez ihre Siegesserie zuhause auf nun fünf Spiele aus. Nächster Gast im Fortín de Liniers wird der aktuelle Spitzenreiter aus La Plata sein. Davor gilt es gegen Quilmes den Punkteabstand auf die Estudiantes zumindest konstant zu halten. In der aktuellen Form scheinen die Weißen aus Liniers der einzige ernstzunehmende Verfolger zu sein. Mit dem gezeigten Offensivspektakel gegen Colón haben sie diesen Anspruch eindrucksvoll unterstrichen.

Tigre – Boca 1:2 Video
Die Boca Juniors gewinnen drei mühsam erkämpfte Punkte aus dem Flussdelta in Tigre. Lange Zeit sah es danach aus, als ob sich die Kontrahenten die Punkte aufteilen würden. Auf beiden Seiten gab es kein Aufbäumen, kaum Initiative, vielmehr war das Spiel geprägt von unzähligen Ungenauigkeiten, Fehlpässen, Kampf und Krampf. Letztlich verhilft den Xeneizes ein Sonntagsschuss vom eingewechselten Pocho Chavez zum glücklichen Auswärtssieg.

River – Gimnasia 0:0 Video
Im ausverkauften Monumental sahen die Zuschauer einen sehr spannenden und atemberaubenden Abstiegskrimi. Allein in der Anfangsviertelstunde traf River gleich dreimal Aluminium, Gimnasia wurde tief in die eigene Hälfte gedrückt. Pavone, Funes Mori, Buonanotte zielten bei ihren Großchancen zu ungenau, auf der Gegenseite hatte Cordoba gleich dreimal den Siegtreffer auf dem Fuß. River war die optisch überlegene Mannschaft, hatte sowohl mehr Ballbesitz als auch ein Chancenplus, allerdings kann man sich am Ende glücklich schätzen, dass Gimnasia die Riesenchancen gegen Spielende nicht nutzen konnte. Was bleibt: Cappas Team konnte erneut nicht überzeugen und im Descenso ist weiter Hochspannung angesagt.

(Andreas)

2. Die Top-11 des zehnten Spieltages

Spieler des Spieltages: Ohne Zweifel der Offensivspieler Juan Martinez von Velez Sarsfield. An vier Toren selbst beteiligt. Das ein Navarro eine Bombenleistung im Tor von Independiente abgeliefert hat kann da getrost mal ignoriert werden.

 

Hilario Navarro (Independiente, 1. Berufung) – Emiliano Papa (Velez, 2), Danilo Gerlo (Quilmes, 1), Abel Masuero (Gimnasia, 1), Cristian Baez (Independiente, 1) – Victor Zapata (Velez, 1), Agustin Pelletieri (Lanus, 1), Guido Pizarro (Lanus, 1), Enzo Perez (Estudiantes, 2) – Santiago Silva (Velez, 2), Juan Martinez (Velez, 4)

 

(Christof/Andreas)

3. Transfers unter der Lupe

Vor dem Beginn der aktuell laufenden Apertura überboten sich die Erstligisten in ihrem Transfergebaren. Der Brauerklub Quilmes schoss hierbei den Vogel ab, verpflichtete zwei Dutzend neue Recken. Doch was hat es gebracht? Argifutbol schaut mal auf die Tops, aber auch auf die Flops der vergangenen Transferperiode.

Top!

Nachdem ihnen ihr rechter Außenbahnspieler (Marcos Angeleri) abhanden gekommen war suchten die Estudiantes nach einem Ersatz. Im Kader des Racing Clubs wurden die Platenser schließlich fündig und verpflichteten den einstigen U20-Weltmeister Gabriel Mercado. Bei der Academia Mitläufer entwickelte er sich bei den Estudiantes zum soliden Verteidiger, der auch in der Offensive vereinzelt Akzente setzt.

Abwarten!

Mit reichlich Vorschlußlorbeeren empfing der Racing Club DEN vermeintlichen Superknaller unter den Transfers, Giovanni Moreno aus Kolumbien. Für den offensiven Mittelfeldspieler musste man auch schon was hinblättern um die namhafte Konkurrenz aus Mexiko und Übersee auszustechen. Doch der schlaksige Hoffnungsträger startete mäßig in die Saison, konnte dem Spiel in Argentinien (Klar!) weniger seinen Stempel aufdrücken wie er es einst in Kolumbien nach Belieben tat. Zuletzt zeigte er aber richtig gute Ansätze und scheint sich an die etwas andere Gangart des Futbol argentino langsam zu gewöhnen.

Flop!

Hier kann ich mich einfach nicht entscheiden. Nominiere ich Damian Escudero, teurer Neuerwerb der Boca Juniors mit überwiegend (nennen wir es mal) dezenten Leistungen. Oder Bernardo Romeo, hochangesehener Torjäger der es bei Quilmes nicht in die erste Elf schafft und über seinen Zenit hinaus zu sein scheint. Ähnlich scheint es beim linken Außenbahnspieler Adrian Gonzalez zu sein. Auch dieser erfahrene Recke – lange Zeit bei San Lorenzo und zuletzt in Brasilien unter Vertrag – fristet ein Dasein als Bankwärmer bei Arsenal de Sarandi.

Auch Bombe!

In Cristian Tula hat San Lorenzo einen wertvollen Verteidiger zurückgeholt. 2009/2010 wurde der Routinier an Arsenal ausgeliehen und spielt seit seiner Rückkehr unter seinem neuen alten Trainer Ramon Diaz einen richtig guten Ball. Zurecht schaffte er es daher bereits dreimal in unsere Elf des Spieltages.

(Christof)

4. Independientes neuer Trainer Antonio Mohamed: Eine Kultfigur des argentinischen Fußballs

Als Trainer bei einer im bisherigen Saisonverlauf miserablen Mannschaft anzuheuern und dann auch noch im Derby zu debüttieren ist sicherlich keine leichte Angelegenheit. Aber Independientes neuer Coach Antonio „el turco“ Mohamed meisterte dies mit bravour und kann sich sogar einen Teil des Sieges gegen Racing auf die Fahne schreiben. Schliesslich gab er dem Matchwinner Keeper Hilario Navarro den Vorzug vor Gabbarini und hielt ebenso an der Entscheidung der Interimstrainer fest, indem er den jungen Cristian Báez aufstellte, der mit seinem Kopfballtreffer in seinem erst 4. Profieinsatz das heisse Derby entschied.

Die Geschichte von Antonio Mohamed ist stark gebunden an den C.A. Huracán. Geboren 1970 in Villa Soldati war seine Liebe zum „Globo“ quasi geographische vorgeschrieben. Für Huracán lief Mohamed von 1988 bis 1991 als Stürmer auf und erzielte in seiner zweiten Saison am letzten Spieltag den umjubelten Siegtreffer gegen Los Andes, womit dem Team der Aufstieg in die erste Liga gelang. Danach wechselte er zu den Boca Juniors, dessen Fans er aber vergraulte, weil er angeblich in einem Spiel gegen seinen Ex-Klub freistehend vor dem Torwart scheinbar absichtlich den Ball vertändelte. Mangelnde Professionalität oder sympathische Liebe zu seinem Verein?

Als Nachfolger libanesischer Einwanderer wird er in Argentinien wie über 1 Millionen seiner Landsleute „turco“ genannt. „Türke“, weil zu Zeiten der syrischen und libanesischen Einwanderung in der ersten Häfte des 20. Jahrhunderts nur die Türkei eine Botschaft in Buenos Aires unterhielt und somit alle muslimischen Immigranten in Empfang nahm.

El turco wechselte dann für eine Saison zu seinem heutigen Arbeitgeber Independiente, bevor 1993 nach Mexiko wechselte und bis 2003 bei sieben verschiedenen Vereinen unter Vertrag stand. Dort begann er auch seine Trainerlaufbahn bei Zacatepec und coachte in den Folgejahre u.a. auch Morelia und Veracruz. Zwischendurch kehrte er aber zweimal in die  Heimat zurück um bei seinem geliebten C.A. Huracán anzuheuern. Wirklichen Erfolg als Trainer konnte er aber erst bei seiner zweiten Station im argentinischen Fußball feiern, als er von 2008 bis September 2010 den C.A. Colón trainierte. Er etablierte den ewigen Abstiegskandidaten aus Santa Fé in Entre Ríos im oberen Mittelfeld der Tabelle und schaffte sogar einmal die Qualifikation für die Copa Libertadores.

Die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, bei der der ehemalige Nationalspieler (4 Spiele, 1 Tor) alle Spiele der argentinischen Elf besuchte, wird für Antonio Mohamed für ewig in sehr trauriger Erinnerung bleiben. In den Morgenstunden nach der Niederlage im Viertelfinale gegen Deutschland hatten er und seine Begleiter einen schweren Unfall auf der Autobahn zwischen Dresden und Frankfurt. Dabei wurde ihr gemieteter Wohnwagen von einem 22jährigem Fahrer in einem Mercedes mit 180km/h regelrecht abgeschossen. Ihr Wohnwagen zerbarst in zwei Teile, Mohamed erlitt Knochenbrüche, aber viel schlimmer: Sein damals 9jähriger Sohn Faryd starb kurz darauf an schweren Verletzungen in einer Klinik in Jena.

Zumindest in der Öffentlichkeit hat aber der bodenständig-freche Mohamed sein Lächeln zurück. Immer légère gekleidet, raucht er auch gerne mal eine Zigarre am Spielfeldrand. An coole Sonnenbrillen, Goldketten und aufgeknöpfte Hemden wird man sich an seiner neuen Arbeitsstelle in Avellaneda in Zukunft gewöhnen.

(Viktor Coco)

5. Spannung in der Primera B Nacional

Bereits im letzten Jahr führte der Klub San Martin aus San Juan das Tableau zu diesem Zeitpunkt an. Im Verlauf der zweiten Saisonhälfte brach man allerdings ein und verpasste somit den Aufstieg. Während man im letzten Jahr aber zum Jahreswechsel einen komfortablen Vorsprung auf die Nichtaufstiegsränge vorwies scheint es in diesem Jahr noch etwas spannender zu werden. Den Tabellenersten San Martin (SJ) trennen nur zehn Punkte vom Letzten, Tiro Federal aus Rosario.

Die Absteiger, allen voran der Traditionsklub Rosario Central, sind ganz passabel in die neue Saison gestartet. In den letzten Jahren tat sich da das ein oder andere Team in der neuen Liga ungleich schwerer. Den schwächsten Start erwischten die Chacarita Juniors. Doch auch sie haben dank der engen Konstellation noch alle Chancen. Der Club Atletico Tucuman als Vierter (einen Punkt vor Central) allemal.

In Reihen der besagten Tucumanos spielt auch der bislang auffälligste Akteur der gesamten Liga: Cristian Chavez wurde vor der Saison von San Lorenzo ausgeliehen nachdem er die Vorsaison bereits auf Leihbasis für Godoy Cruz spielte. In Diensten des Zweitligisten überzeugt er nun jedoch restlos. Er tritt gefährliche Standards und sorgt auch sonst dank seiner Schnelligkeit und guten Technik für genügend Torgefahr. Ein echtes Faustpfand im Kampf um den Wiederaufstieg.

Ansonsten muss man aber lange suchen um eine junge Perle im Wust der routinierten Kicker der zweiten Liga ausfindig zu machen. Klar, in Diensten Rosario Central wird man einige noch aus der erstklassigen Zeiten bekannte Spieler ausfindig machen können, allen voran Diego Braghieri oder Jonathan Gomez. Beide wurden vor der Saison auch von dem einen oder anderen Erstligisten umworben. Aber danach gestaltet sich diese Suche als eher schwierig. Alejandro Gagliardi vom Instituto Cordoba oder Luciano Lollo von Belgrano könnten bei anhaltender Entwicklung auch mal für Erstligisten interessant werden.

Argifutbol wird die Primera B weiter im Auge behalten und euch zu gegebener Zeit wieder informieren. Im Moment kann man jedenfalls schwerlich Prognosen bzgl. der Auf bzw. Abstiegsfrage treffen.

(Christof)

6. Diego Maradona schiesst für einen guten Zweck auf eine Torwand in Moskau

Bereits vor einigen Tagen erreichte uns eine Mail einer schweizer Marketingfirma:

Heute in Moskow nimmt Diego Maradona an einem karitativem Event, von schweizerischem Uhrmachern Hublot organisiert, Teil. In Moskow erwarten Maradona 10 Ballen, die der legendarische damaliger Fussballspieler in 10 Goals von verschiedenen Groessen und alle in einer Distanz von 16 Metern, schiessen muss. […]

Ohne uns über die sprachlichen Fehlern lustig machen zu wollen, waren wir dennoch erstaunt, so wenig über diesen Ausflug von el diez mitbekommen zu haben. Denn die argentinische Presse verfolgt Maradona eigentlich auf Schritt und Tritt, sei es bei Besuchen in Venezuela oder im letzten Jahr bei einem kuriosen wie nahezu episch gefeierten Auftritt in Indien.

Dabei muss man ihm lassen, dass seine Auslandsbesuche nie gezwungen scheinen und er meist authentisch wirkt. Dabei nutzt er häufig seine globale Popularität, um die Aufmerksamkeit auf karitative Organisationen zu lenken.

In Moskau sollte er also Ende September auf eine mit Golduhren plakatierte Werbe-Torwand schiessen, damit eine schweizer Firma für eine Knochenmarkspender-Datenbank in Russland Gelder bereitstellt. Für die Schweizer war es eine angenehme Werbeveranstaltung. Oder hätte man nicht auch ohne Maradona einfach die maximal erreichbare Summe von 1 Millionen US-Dollar spenden können?

Aber Diego lies die Eidgenossen an seinem Glanz teilhaben und traf an der Torwand Felder im Wert von 500.000 Dollar. Dazu stichelte er am Rande der Veranstaltung nebenbei gegen seinen vorläufigen Nachfolger auf der Trainerbank von Argentinien: „Was ich kann ich dafür, dass Batista nur drei Tore geschossen hat, ich aber 200?“ und weiter „Selbst in Uruguay kennt ihn keine Sau!“ Beinahe wäre auch ein Treffen mit Lionel Messi zustande gekommen, der sich zum gleichen Zeitpunkt mit dem FC Barcelona 600 Kilometer etnfernt in Kazan befand.

Bei all diesen kuriosen Umständen ist es schon bemerkenswert, dass ein Schweizer Uhrmacher bei einer Produktpräsentation in Moskau einen argentinischen Star einlädt, der eigentlich nach der WM als gescheiterte Person galt. Aber Maradona ist und bleibt nunmal die vielleicht charismatischste Persönlichkeit des Weltfussballs.

(Viktor Coco)

7. Argifutbol stellt Fangesänge vor, Teil VII: Bitte mich um den Mond oder um Party!

Nach einer Urlaubspause steigen wir nun wieder mit vollem Elan in unsere beliebte Serie über argentinische Fangesänge ein. Nachdem wir uns in den vergangenen Wochen mal mit internationalen Hits, mal mit argentinischem Kuschelrock oder mit argentinischer Ska-Partymusik der 90er beschäftigt haben, widmen wir uns im 7. Teil dieser Serie (und vermutlich auch in den kommenden Wochen) dem Hauptfundus der Fangesänge. CUMBIA!

Ein relativ alter Song der Cumbia romántica ist „Pideme la luna“, interpretiert von verschiedenen Bands, zum Beispiel von der peruanischen Kultgruppe Los Mirlos, aber auch in einer Cumbia villera– Version von RePiola. Sehr romantisch fordert der Interpret, dass ein Mädchen von ihm den Mond fordern könne und er ihr selbst diesen als Liebesbeweis herunterholen würde.

Eine Liebeserklärung, die ideal für einen Fangesang scheint. Die Fans von Independiente halten sich sogar teilweise an den Originaltext wenn sie mal mit Trommeln, mal ohne singen:

„Pideme la luna, te la bajaré.
Pideme cinquenta para el papel.
Pero no me pidas que no venga más,
porque Independiente es una enfermedad!
Yo paro en la banda, más loca de todas,
que sigue al rojo a donde va.
Esta hinchada lo corre a Boca.
A los de Racing sí vamos a matar.“

Der Chant entspricht in der ersten Zeile dem Text der Schnulze, verfällt dann aber um so schneller in das übliche Fanjargón:

„Bitte mich um den Mond und ich werde ihn dir runterholen.
Bitte mich um 50 Cent für das Briefchen.
Aber bitte mich nicht darum, nicht mehr zu kommen,
denn Independiente ist eine Krankheit.
Ich gehöre zur Truppe, die verrückteste von allen,
die den Roten überall hin begleitet.
Diese Fans schlagen Boca in die Flucht.
Die von Racing werden wir sicherlich umbringen.“

In der zweiten Zeile geht es natürlich um ein Briefchen Kokain, um dessen Erwerb zu finanzieren, man häufig im Umfeld der argentinischen Stadien angeschnorrt wird.

Die Fans von den Boca Juniors haben sich völlig vom Mond gelöst und präsentieren sich gewohnt selbstsicher und gleichzeitig hämisch gegenüber den Anhängern von River Plate:

„Vamos los Xeneizes vamos a ganar,
esta es tu hinchada que te va alentar.
Vamos los Xeneizes no podés perder,
porque a Los Borrachos los vamos a correr.
Si quieren ver fiesta, vengan a La Doce,
porque esta hinchada es la más loca que hay.
Con los bombos y trompetas y todas sus banderas,
todos los Borrachos se quieren matar.“

„Auf geht’s Xeneizes„, so lautet der Spitzname für Boca Juniors, der auf die Bewohner des Viertels La Boca zurückgeht. Diese stammten zu großen Teilen aus der italienischen Hafenstadt Genua, dessen Bürger widerum im ligurischen Dialekt Xeneizes heissen.

Weiter singen die Fans von Boca, dass wer fiesta sehen wolle, zu La Doce kommen muss. Denn diese sei mit all den Trommeln, Trompeten und Fahnen die verrückteste von allen Fankurven. Über die Borrachos (del tablón) von River Plate singen sie, dass diese sich wohl (vor Neid) umbringen wollen.

Vor Neid sich zumindest schwarz ärgern, werden sich vielleicht auch einige europäische Stadiongänger bei diesem Video, in dem ebendiese Borrachos del Tablón von River Plate ihre Version vom Cumbia-Hit „Pideme la luna“ zum besten geben. Sie singen unter anderem, dass sie am Sonntag alles stehen und liegen lassen, um River zu sehen. In alldiesem tollen Spektakel  fällt plötzlich ein umjubeltes Tor für die Millonarios. Aber die Fans müssen sich bei ihrem Torjubel nicht wie in Deutschland einer bestimmten „Tormusik“ beugen, um ihren Treffer zu feiern. Sondern die Anhänger von River nehmen einfach den selben Gesang mit noch mehr Elan und noch mehr Freude wieder auf.

(Viktor Coco)

11 Antworten zu “7 argentinische Fußballnews

  1. Hm, ich liebe euren Bericht über Fangesänge mehr als eure wirklich guten Spielberichte.

    Da ihr jetzt den Cumbia erwähnt habt, hier eine meiner Lieblingsbands (Off-Topic.) Und ja, er ist es wirklich !!

  2. carlito der apacheeeee!!! absolut geiles video und der schräge gesang dazu… mehr davon !!!

  3. mas cumbia, locos!

  4. carlito in gangsterstyle !!! auch nicht schlecht… wusste garnicht das tevez so musikalisch ist. macht der auch eigene sachen ??? aber ich denke mal der wird die zeit dafür nicht haben……

  5. Hab die Lieder nicht gekannt, aber jetzt sofort geliebt! Wirklich sehr gute.

  6. kann mir jemand sagen ob carlito auch selber musik macht ???

  7. @ kun: Yep, die Band heißt Piola Vago. Allerdings macht er zur Zeit dort nichts mehr. Die Band hatte er mit seinem Bruder gegründet.

  8. Was sind sonst noch gute Lieder von denen? Kenne jetzt ‚Dejala‘ und ‚El pibe de oro’…

  9. achso,das erste video ist von ihm produziert.ech geil habe es schon einige male gehört und es gefällt mir immer besser.cool wir er zum schluss einfach aus dem bild geht. falls du noch irgendetwas hast von ihm stelle es bitte rein…..

  10. Also, ich kenne 2 Alben:

    Los Pibes del Barrio (welches ich selbst habe)

    Con Sentimiento

    https://www.amazon.de/gp/search/ref=sr_nr_i_1?rh=k%3APiola+Vago%2Ci%3Apopular&keywords=Piola+Vago&ie=UTF8&qid=1287083334

    Ansonsten mal bei last.fm als Suchbegriff für Künstler „Piola Vago“ eingeben bzw. als Tag „cumbia villera“.

    Weiteres gerne per eMail um hier nicht noch mehr Off-Topic zu gehen.
    http://borrachosbornheim.wordpress.com/impressum/

  11. habe auch kun aguero in einigen videos beim singen erwischt !!! das scheint bei den argentinos im blut zu liegen……

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