Argifutbol stellt Fangesänge vor, Teil VIII: Gilda- nichts zu bereuen

Wir haben uns entschieden, nicht mehr einmal wöchentlich ein zu langes Update über den argentinischen Fußball zu bieten, sondern splitten die einzelnen Kategorien verteilt über verschiedene Tage der Woche.

Unsere bisherigen Teile der Serie über argentinische Fangesänge könnt ihr in den Posts der vergangenen Wochen immer als 7. Punkt des Journals nachlesen.

Letzte Woche haben wir mehr Cumbia versprochen und widmen uns diesmal der Königen des Genres: GILDA

Miriam Alejandra Bianchi kam 1961 in Buenos Aires auf die Welt und wurde als Gilda in der ersten Häfte der 90er Jahre zur beliebtesten Sängerin des Landes. 1996 kam sie bei einem Autounfall ums Leben, bei dem ebenso ihre Tochter, ihre Mutter und weitere Musiker ihrer Band starben, die sich auf dem Weg zu einem Konzert in der Provinz Entre Ríos befand.

Gilda gilt als Ikone der cumbia tropical, dessen Hits auch nach ihrem Tod aus vielen Radios klappern oder auf Festen zu Tanz bitten.

Gleich mehrere Songs von Gilda wurden von argentinischen Fankurven adaptiert. Ihr vielleicht größter Hit ist vielleicht No me arrepiento de este amor („Ich bereue diese Liebe nicht“), der auch in einer deutlich rockigeren Version von Attaque 77 2002 gecovert wurde.

Zu diesem Zeitpunkt war der Song allerdings schon ein Klassiker auf den argentinischen Tribünen, wie hier bei den Fans des Drittligisten Juventud Antoniana in der Provinz Hauptstadt Salta oder bei den Anhängern von Racing. Diese singen übersetzt:

„Ich bereue diese Liebe nicht, auch wenn sie mich das Herz kostet.
Ich trage das Trikot auf der Haut und werde für die Acadé sterben.
Wir werden River Plate in die Flucht schlagen. Wir werden ihnen zeigen, dass Racing es wirklich drauf hat und ohne Polizeischutz unterwegs ist.
Rojo, du hast keine Eier und hälst ohne Knarren nicht durch.
Du bist genau wie San Lorenzo, bist ein Feigling.
Und auch wenn wir keine Titel feiern, Racing ist immer eine fiesta.
Die Verrücktheit der Drogen und der Zügellosigkeit.“

Zugegeben, diese Übersetzung mag etwas holprig erscheinen, was an dem einfachen Grund liegt, dass einige i im argentinischen Fanvokabular auftachende Konzepte, Formulierungen oder Phrasen nur schwer im Deutschen widerzugeben sind. So wird zum Beispiel descontrol (hier als ‚Zügellosigkeit‘ übersetzt) häufig als Merkmal einer Hinchada angepriesen.

Die Fans von Godoy Cruz aus Mendoza singen einen Text fast gleich dem von Racing, während die Roten aus Avellaneda einen völlig anderen Gesang zur Melodie von Gildas Hit gedichtet haben, in dem sie den Rivalen Racing süß daran erinnern, wie Independiente im Meisterjahr 1983 ihm den Dolchstoß in die 2. Liga gab und gleichzeitig den Titel feierte.

Ein anderer romantischer Klassiker von Gilda, der in argentinischen Stadien ertönt ist Se me ha perdido un corazón. Diesen Song haben neben anderen die Fans von Boca adaptiert und zielen gewohnt auf River Plate, die „nie nach Japan“ (zur Klub WM) reisen werden. Die vermutliche ältere Version stammt aus Rosario und wird bei Newell’s Old Boys gesungen. Leider kein gutes Video, was mal wieder beweisst, dass eine ausgeprägte YouTube-Präsens nicht unbedingt die wahre Gesangsqualität einer Fankurve repräsentiert. Auch Corazón valiente von Gilda schaffte es auf die Tribüne von Boca, wenngleich es nicht unbedingt ein Tophit von La 12 ist.

Andere Lieder von Gilda gefallen manchen argentinischen Fans so gut, dass sie versuchen mit Propaganda über das Internet bestimmte Rhythmen auf ihre Tribüne zu werben. Hier hat sich ein kreativer Anhänger von River Plate eine Stadionversion von einem ihrer Hits ausgedacht.

Ob es nun Gilda selbst oder doch eher der Ruhm der argentinischen Fans diese sentimentalen Chants auch auf Tribünen anderer Länder brachte, ist schwer zu rekonstruieren. Aber sowohl in Mexiko bei Emelec, als auch bei Allianza Lima in Peru und bei Independiente aus Medellín in Kolumbien bereuen die Anhänger nicht die Liebe zu ihrem Verein und singen zur Melodie von No me arrepiento de este amor.

Viktor Coco

Eine Antwort zu “Argifutbol stellt Fangesänge vor, Teil VIII: Gilda- nichts zu bereuen

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