Nächstes Wochenende ist es wieder soweit. Nach nur sechs Wochen Fußballpause rollt endlich wieder der Ball in den argentinischen Canchas. In der Nacht zum Samstag eröffnet Meister Arsenal gegen Union Santa Fe die Spielzeit 2012/13. Damit ihr rundum informiert und eingestimmt seid, präsentiert euch argifutbol die wichtigsten Transfers und wagt einen Ausblick auf die kommende Saison. Im ersten Teil stehen die Außenseiter im Fokus: Hauptsache nicht absteigen!
Die Außenseiter:
Belgrano, QAC, Rafaela, San Martín SJ, Unión,
Mit Pauken und Trompeten katapultierten sich die Cordobesen vor gut einem Jahr in die Primera División. In der Relegation räumte man den Rekordmeister River Plate mit zwei blitzsauberen Spielen aus dem Weg und schickte Millionen Millonarios ins Tal der Tränen und machte El Tano Pasman zur lebenden Legende. Angetrieben durch diesen historischen Meilenstein, beendete man die Apertura gar als Vierter, in der abgelaufenen Clausura startete man ebenfalls gut, gegen Saisonende ließ die Elf von Trainer Ricardo Zielinski jedoch etwas die Zügel hängen. In der Abstiegstabelle hat man vor der Konkurrenz aus Santa Fe, Rafaela und San Martín fünf Punkte bzw. sieben Punkte Vorsprung.
Transfers: Los Piratas haben sich im Vergleich zur Abstiegskonkurrenz klar am besten verstärkt. Zwar musste man die Abgänge von Andres Silvera (Ziel unbekannt) und Matías Giménez (Boca) verschmerzen, jedoch lassen die Neuzugänge diese schnell vergessen machen. Aus Santa Fe kommt Jorge Velázquez (29, LM, siehe oben) und fürs zentrale Mittelfeld konnte man Martín Zapata (31) von All Boys abwerben. Beide Akteure haben ein ganz starkes Halbjahr hinter sich und galten in ihren Reihen als die Go-to-guys. Weiterhin verfügen auch beide über Erfahrung im Abstiegskampf – zwei Klassetransfers! Linksverteidiger Álvaro Ormeño (33, Colo-Colo), Offensivallrounder César Carranza (31, Lanús) und Stürmer Victor Aquino (26, NOB) komplettieren die Transferaktivitäten.
Wer soll noch kommen: Belgrano ist noch auf der Suche nach einem echtem Stoßstürmer. In den letzten Wochen gab es Verhandlungen mit Vélez, doch el Fortín lehnte das Angebot für Mauro Obolo bislang noch ab. Die Klubführung will jetzt noch einmal nachbessern, allerdings ist anscheinend auch Quilmes in den Poker um Obolo eingestiegen.
Ausblick: Belgrano sollte mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Der nach der Apertura abgewanderte Franco Vazquez (US Palermo) wurde in der Clausura schmerzlich vermisst, mit den Neuzugängen sollte diese Lücke nun aber endgültig geschlossen werden. Ein Problem könnte es im Spiel nach vorne geben, v. a. wenn das „Schwungrad der Offensive“, César Pereyra, verletzungsbedingt wieder länger ausfällt. Interessant wird auch der Werdegang von Puchito Melano. Der U20-Stürmer Argentiniens feierte beim letzten Heimspiel der Saison seine Torpremiere und schnürte sogleich einen Doppelpack. In dieser Saison soll Melano nun sukzessive an die erste Elf herangeführt werden.
Nach einem Jahr in der Nacional B gelang den Cerveceros aus Quilmes der direkte Wiederaufstieg in die Primera División. Zwischendurch verlor man zwar etwas den Anschluss an die Spitze, die Elf schien durch den überraschenden Abgang von Erfolgstrainer Caruso Lombardi zu San Lorenzo ein wenig angeknockt, doch Nachfolger Omar de Felippe (ehemals Olimpo) wusste die Elf um Spielmacher Miguel Caneo gerade im Saisonschlussspurt richtig zu motivieren.
Transfers: Mit Claudio Corvalán (23) verließ ein sehr talentierter und solider Linkssverteidiger den Klub in Richtung Racing de Avellaneda. Der für den verletzten Mittelstürmer Telechea im März geholte Ezequiel Rescaldini, kehrt nach kurzem Gastspiel (drei Tore in sechs Spielen) zu Vélez Sarsfield zurück. Ansonsten konnte die Stammformation der Aufstiegsmannschaft größtenteils zusammengehalten werden. Ganz wichtig dabei war, dass die beiden Schlüsselspieler Miguel Caneo und Kapitän Pablo Garnier gehalten werden konnten. Die chronisch schwache rechte Seite wurde mit den gestandenen Erstligaprofis Ismael Quilez (RV, Colón) und Sebastián Romero (RM, Banfield) sinnvoll verstärkt. Mit Cristian Lema (22) konnte zudem ein talentierter Innenverteidiger aus Tigre, der Überraschungsmannschaft der Clausura, verpflichtet werden. Auch in der Mittelfeldzentrale wurde aufgebessert: Juan Manuel Cobo kommt vom Meister Arsenal und Gervasio Núñez kehrt nach 42 Spielen für Wisla Krakow ins defensive Mittelfeld der Cerveceros zurück.
Wer soll noch kommen: Marcelo Bustamente (32, Banfield) ist für die linke Mittelfeldseite vorgesehen, Priorität hat aber die Suche nach einem echten Knipser für das Sturmzentrum. Skandalnudel Teo Gutierrez würde laut seinem Berater, Efraín Pachón, gerne für die Cerveceros auflaufen. Die Gespräche zwischen Pachón und Präsident Anibal Fernandez scheinen bereits sehr fortgeschritten zu sein. Wegen seines schlechten Rufs, würden die Anhänger gerne einen anderen 9er sehen, die Wunschkandidaten sind: Obolo (Vélez) und v.a. Joaquin Boghossian (Red Bull Salzburg, aktuell an Nacional Montevideo ausgeliehen).
Ausblick: Die Cerveceros werden von Anfang an gegen den Abstieg spielen. Trotzdem haben sie durchaus gute Chancen die Klasse zu halten, denn die Mannschaft verfügt über einen starken Zusammenhalt und eine lautstarke Fankurve. Die Klubführung verzichtete im Vergleich zum letzten Aufstieg in 2010 darauf, die Stammformation mit zu vielen neuen Gesichtern auseinanderzureißen. Damals startete man mit einer beispiellosen Negativserie und erzielte den ersten Dreier erst am 14.Spieltag. Eine gute Entscheidung, denn die Mannschaft ist eingespielt und auch die Chemie zwischen der Mannschaft, den Verantwortlichen und dem neuen Trainer Omar de Felippe stimmt. DT Felippe war übrigens jahrelang Co-Trainer von Meistertrainer Julio Falcioni (aktuell Boca Juniors).
Atlético Rafaela startete mit begeisternden Fußball in das Abenteuer Primera División und stürmte sogleich an die Spitze. Der Höhenflug konnte aber nicht lange durchgehalten werden. Trotzdem steht La Crema für frischen Offensivfussball. Das Sturmduo Carignano und Gandín harmoniert prächtig, im Mittelfeld brillierte Alexis Nicolás Castro (sechs Tore) und avancierte zu einem der besten Spielmacher der Liga. Hinten räumte El Muro Fontanini (22) ab, Schlussmann Guillermo Sara (23) bestätigte seinen Anspruch das größte Torwarttalent in Argentinien zu sein. Bei Rafaela hat Sara auch das optimale Schaufenster: Kein Torwart bekommt mehr Schüsse pro Spiel aufs Tor (15; Ligadurchschnitt sind 12).
Transfers: Der Abgang von Alexis Nicolas Castro nach Mendoza zu Godoy Cruz schmerzt. In vier Jahren bei der Crema galt er als wichtiger Leistungsträger, im letzten Halbjahr spielte er auf seinem bisher höchsten Niveau. Neben Castro könnte auch noch Fabricio Fontanini (22) den Verein verlassen. Der talentierte Innenverteidiger steht auf dem Wunschzettel von US Palermo. Fissore (21) und Sara werden auch immer mal wieder mit ausländischen Vereinen in Verbindung gebracht. Derzeit sieht es aber danach aus, als ob die die beiden mit Rafaela in die neue Saison gehen. Die einzigen Neuzugänge bisher sind die beiden Außenverteidiger Cristian Vella (34, All Boys) und Christian Machín (23, CA Fenix) und der international erfahrene Mittelfeldspieler Juan Eluchans (32, ehemals SM Caen, Universidad Católica, zuletzt Banfield).
Wer soll noch kommen: Rafaela sucht ganz dringend einen Ersatztorwart. Für die B-Elf steht im Trainingsspiel derzeit der 15-jährige Axel Werner im Tor. Der Torwart der argentinischen U17 misst bereits 1,92m und gilt als das größte Talent der Jugendschmiede, aus der auch Sara kam. Ein Kandidat ist Vélez dritter Torwart Alan Aguerre. Um den Konkurrenzkampf im Kader anzuheizen, sucht man noch einen Außenverteidiger und einen offensiven Mittelfeldspieler. Falls Fontanini tatsächlich nach Italien wechseln würde, müsste man sich zusätzlich um adäquaten Ersatz für die Innenverteidigung bemühen.
Ausblick: Wenn Rafaela seine Stammformation halten kann (Fontanini & Co bleiben) und die Mannschaft insgesamt kompakter nach hinten agiert, sollte der Klassenerhalt zu schaffen sein. Eine weitere Stärke ist die Mannschaftsstruktur. Die jungen Spieler bilden zusammen mit den Platzhirschen wie Gandín, Juarez und Carrera ein tolles Kollektiv. Der Zusammenhalt und die Teamstärke könnte ein großes Plus im Abstiegskampf sein.
El Santo aus der Provinz San Juan stand vor der letzten Saison als sicherer Absteiger fest, doch dank ihrer Heimstärke und Torjäger Gastón Caprari konnte man sich eine Woche vor Ablauf in die Relegation retten. Auch in den beiden Entscheidungsspielen gegen Rosario Central nahm man die Rolle des Underdogs ein, setzte sich aber letztlich verdient gegen den Traditionsverein aus Rosario durch.
Transfers: Trainer Facundo Sava arbeitet fast mit dem gleichen Kader wie in der abgelaufenen Saison. Leihspieler Facundo Affranchino (16 Spiele) kehrt zu River Plate zurück, Flügelflitzer Federico Poggi wird mit mehreren Vereinen in Verbindung gebracht. Sein Abgang wäre sportlich kaum zu kompensieren, da müssten die Grünschwarzen im Falle eines Verkaufs noch aktiv werden. Bisher wurde der Kader hauptsächlich in der Breite ergänzt. Die Mittelfeldspieler Leandro Velazquez (23, Vélez), Matías Rudler (24, All Boys), Reinaldo Andrés Alderete (29, Rosario Central) haben allesamt Erstligaerfahrung. Stürmer Guillermo Suárez (27, O´Higgins) kommt aus Chile und soll den drei Monate verletzten Diego Garcia ersetzen. In der Abwehr hat man sich mit Maxi Oliva (22, River Plate) verstärkt, er dürfte die linke Abwehrseite einnehmen, falls Emmanuel Mas (23) tatsächlich zu San Lorenzo wechselt.
Wer soll noch kommen: Ob noch jemand dazu kommt, hängt primär davon ab, ob noch jemand den Kader verlässt.Wechselkandidaten sind Poggi und Emmanuel Mas.
Ausblick: El Santo geht in seine vierte Erstligasaison, jedoch könnte diese die vorerst letzte sein. Die Mannschaft hat gravierende Abwehrprobleme (29 Gegentore), nur das Duo Lucas Landa und Cristian Grabinski erreichen Erstliganiveau. Das Prunkstück ist die Offensive. Der von Galatasaray Istanbul ausgeliehene Marcelo Carrusca und Spielmacher Mauro Bogado harmonieren prächtig mit Poggi, vorne ist Mittelstürmer Caprari immer torgefährlich und wird von seinen Sturmpartner Penco (oder Garcia) gut unterstützt. Nur wenn das Offensivspiel weiterhin so gut klappt und die Defensive stabiler agiert, wird San Martín auch 2013/14 Erstligafußball spielen.
Ähnlich wie San Martín galt auch El Tatengue in der abgelaufenen Saison als Abstiegsfavorit. Doch die Santefesinos bewiesen große Moral und gaben sich nur viermal geschlagen (bei fünf Siegen). Ihre Erfolgsformel: Hinten sicher und kompakt stehen und vorne auf unentschieden spielen – mit zehn Unentschieden sicherte man sich den Titel des Remiskönigs der Liga.
Transfers: Unión musste fast alle Schlüsselspieler abgeben. In der abgelaufenen Saison bildeten Abwehrchef Nicolas Correa und der junge Leihgabe Rodrigo Erramuspe (21) einen ganz starken Defensivverbund. Nun kehrt Manzanita zu Lanús zurück, nicht der einzige schwerwiegende Abgang: Im Mittelfeld hinterlassen Paulo Rosales (fünf Tore und interner Topscorer) und der beste Spieler im Kader, Jorge Velázquez, ein riesiges Loch. Als Ersatz wurde Diego Galvan (30, Estudiantes) verpflichtet, der jedoch letzte Saison kein einziges Spiel absolvierte. Auf dem Sprung in die erste Elf stehen auch die Neuzugänge Brahian Alemán (23, Defensor Sporting Montevideo) und Ricardo Mazacotte (27, Nacional Paraguay) – beide sind flexibel einsetzbar. Alemán ist offensiv ausgerichtet, Mazacotte defensiv. Für den Sturm wurde Cristian Nuñez (31, Boca Unidos) verpflichtet. Außerdem wurde die Defensive in Person von Maxi Lugo (LV, Leihgabe Lanús) und Bruno Bianchi (23, IV), Sohn des legendären Carlos Bianchi, ergänzt. Schlussmann Enrique Bologna kehrte nach einem guten Jahr wieder zum abgestiegenen CA Banfield zurück. Neuzugang Martín Perafán (25) wird mit Routinier Limia um die Nummer 1 kämpfen.
Wer soll noch kommen: Trainer Kudelka sucht noch einen Innenverteidiger, der Rodrigo Erramuspe (linker IV) ersetzen kann. Außerdem würde man noch gerne einen Außenstürmer verpflichten. Dabei stolpert man häufiger über den Namen Pablo Lugüercio (Ex-Racing und aktuell bei Barcelona SC unter Vertrag).
Ausblick: Unión steht vor einem ganz schweren Jahr, was die drei verlorenen Testspiele belegen. Die Abgänge im Defensivverbund und im Mittelfeld sind gravierend. Gerade im Mittelfeld muss man darauf hoffen, dass Galvan an der Seite des routinierten Matías Donnet (32, RM) an alte Stärke anknüpfen kann. Ob die Neuzugänge die spielerische Klasse für die Primera División mitbringen ist fraglich. Auch die Torwartposition ist nicht optimal besetzt. Beton anrühren und die 38 Spiele irgendwie möglichst schadlos rumbekommen – wenn kein Neuer mit spielerischer Klasse noch dazukommt, ist Unión erster Abstiegskandidat.
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