Argentiniens Protagonisten einer lockeren Vorrunde

Mit höchster Anspannung ist die Albiceleste in diese WM-Endrunde gestartet. Experten und Laien waren sich einer starken Offensive sicher, kritisierten aber die Defensive und die (Un)kenntnisse des Trainerstars Diego Maradona. Nach optimaler Punktausbeute fiebert nun ganz Argentinien dem Wiedersehen mit Mexiko im Achtelfinale entgegen. Argifutbol blickt zurück auf die bisherigen Protagonisten der argentinischen Nationalmannschaft.

Nach der mühevollen Qualifikation und der teils lächerlichen Darbietungen der argentinischen Nationalmannschaft auf südamerikanischem Boden, mangelte es den Kritikern wahrhaftig nicht an Argumenten, um den Titelfavoriten kleinzureden. Nur vor Argentiniens Stürmern hatten und haben alle Angst. Denn wenngleich die Torausbeute in den Vorrundenspielen gegen Nigeria, Südkorea und Griechenland durchaus noch höher hätte ausfallen können, haben  Tempospiel schnellen Finten für konstante Torgefahr gesorgt.

Allen voran steht natürlich hier der zur Zeit wohl beste Spieler der Welt Lionel Messi im Mittelpunkt. In allen Spielen mit äußerst vielen Ballkontakten, konnten ihn auch nicht seine zahlreichen Sonderbewacher mit Fouls im Schach halten. Ein eigener Treffer gelang ihm zwar nicht, aber immerhin bereitete er drei Treffer vor. Im letzten Gruppenspiel gegen Rehagels Griechen durfte er außerdem sogar erstmals die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen. Der Spieler mit der argentinischen Nummer zehn ist damit der jüngste Kapitän einer Albiceleste bei WM-Turnieren.

Sein Zimmer- und Mittelfeldpartner ist Juán Sebastián Verón, der Routinier unter all den blutjungen Kräften jenseits der Mittellinie. Seine Leistung im ersten Gruppenspiel ließen allerdings zu wünschen übrig. Zwar konnte er hin und wieder spielöffende Pässe spielen, beschränkte sich aber sonst auf kürzeste Lieferzuspiele für Messi und bot  generell nicht die für ihn gewöhnlich Ruhe am Ball. Im zweiten Gruppenspiel fehlte er verletzt, was dem argentinischen Kreativspiel nicht schadete. Er steigerte seine Leistung in der dritten Begegnung, wobei er sicherlich erst in der KO-Runde  seine Routine der Mannschaft zunutzen machen wird. Sei es durch sein Stellungsspiel, durch lange Pässe oder möglicherweise auch eine gezielte Provokation des Gegners – vorrausgesetzt, dass er nicht selbst vom Platz fliegt.

In der vieldiskutierten Abwehrformation war in den ersten beiden Gruppenspielen doch keiner der ‚unbekannten‘ aus der argentinischen Liga zu finden. Erst in der letzten Begegnung kamen die Außenverteidiger Otamendi und Clemente Rodriguez zum Zuge und fielen zumindest nicht negativ auf. Zuvor spielte Gabriel Heinze zwei solide Begegnungen – gegen Nigeria gelang ihm sogar per Kopf der erlösende erste Treffer. International war seine Nominierung im Vorfeld der WM kritisch beäugt worden, außerdem spekulierte man über geschäftliche Beziehungen seines Bruders zu Maradona. In seiner Heimatstadt Crespo in der Provinz Entre Ríos ist el gringo allerdings ein Held und die Folkloreband Los Leales widmete ihm ein Lied zum Rhythmus des Cuarteto, welches in den kommenden Wochen zum Hit avancieren könnte.

Die Innenverteidigung offenbarte einige Schwachstelle der argentinischen Mannschaft. Umso besorgter waren wohl auch die Fans am Río de la Plata, als in der zweiten Begegnung bereits in der 23. Minute ‚die Wand‘ Walter Samuel verletzt ausscheiden musste. Aber für das Achtelfinale gegen Mexiko ist seine Rückkehr in die Mannschaft so gut wie sicher. Während Nicolás Burdisso ebendiesen Samuel gut ersetzte, ist es eher Bayern Münchens Martín Demichelis der den Gauchos Sorgen bereitet. Nach einem kapitalen Fehler von ihm, fiel der einzige Gegentreffer im Spiel gegen Südkorea. Danach äußerte Micho sich zwar ermutigt, dass er sich zwar die Wut von 40 Millionen Argentiniern, nicht aber die seiner Mitspieler und des Trainerstabs aufladen musste. Im letzten Gruppenspiel gelang ihm nach drei Jahren sein erst zweites Länderspieltor im Trikot der Selección. Aber auch in dieser Begegnung rutschte er bei einem

langen Ball auf Samaras aus und erntete für diesen Fehltritt diesmal sehrwohl leise Kritik vom Trainer Maradona. Dieser äußerte, dass ein solcher Patzer in einem Achtelfinalspiel das Aus bedeuten könne. Dass Diego allerdings für das kommende Spiel Demichelis aus der Anfangsformation nimmt und dafür Samuel und Burdisso von Beginn an auflaufen lässt ist unwahrscheinlich.

Die meiste internationale Aufmerksamkeit in der argentinischen Delegation gehört natürlich dem Trainer Maradona. Erstmals präsentierte er sich der Weltöffentlichkeit an der Seitenlinie im feinen Anzug, immer ein Goldkettchen in der Hand, warf er seinem ersten Enkelkind Benjamin, der Sohn von seiner Tochter Giannina und Stürmer Lionel Agüero, Kusshände zu. Ebenso zeigt er sich frech und sympathisch in den Pressekonferenzen, macht für die argentinischen Journalisten jeden Spaß mit und trötet so auch mal in eine Vuvuzela. Er scheint seinen gesamten Kader auf seinen ganz eigene Art in der Hand zu haben. So war es sicherlich auch für die Stimmung in der Mannschaft gut, dass im letzten Spiel bis auf Maskottchen Ariel Garcé alle Feldspieler eingesetzt wurden. Den bisherigen fußballerischen und auch menschlischen Jackpot räumte Maradona in der 80. Minute gegen Griechenland ab. Für den schwachen Milito, der wohl in dieser offensiven Taktik seine bei Inter Mailand zur Genüge unter Beweis gestellte Stärke als Konterstürmer nur schwierig abrufen kann, wechselte er den Kultstürmer Martín Palermo ein. In Europa eine der unverständlichsten Nominierungen, gilt der 36jährige Verrückte in der Heimat als Held. Maradona äußerte nach dem Spiel, dass zwei seiner Assisten ihm zu einer Einwechslung von Gonzalo Higuaín* geraten hätten, er aber dennoch den Tor-Optimisten aufs Feld schickte, um „das Ding zu zumachen“. Und so kam es auch: In seinem ersten Einsatz bei einer Weltmeisterschaft traf Palermo nur wenige Minuten später mit einem für ihn so typischen Abstauber. Für viele internationale Beobachter vielleicht sondersam war es der bisher meist umjubelte Treffer der Argentinier bei dieser WM. Falls jemand bereits zu diesem Zeitpunkt bei einem Wettanbieter ein Angebot findet, bei dem man auf den letzten Torschützen des gesamten Turniers wetten kann, soll er dies bitte bei den Kommentaren posten. Ich hab da so ein komisches Gefühl…

Viktor Coco

* Mit Gonzalo Higuaín halten wir es so wie alle anderen: Wir schreiben wenig über ihn, damit er ungestört Torschützenkönig der WM werden kann.

3 Antworten zu “Argentiniens Protagonisten einer lockeren Vorrunde

  1. Ich bin mal gespannt, was passiert wenn diese defensive mal wirklich gefordert wird. die rückkehr von samuel wird sicherlich viel stabilität geben, aber die leistung von mitcho ist trotz des tores indiskutabel und heinze, na ja mal abwarten. gegen gute mannschaften muß man fast schon 2 gegentore einplanen, natürlich kann argentinien auch locker 3-4 gegen egal wen schießen. nichtsdestotrotz würde ich keinen euro auf palermo setzen (aber war schon ein geiles tor und die nominierung finde ich nicht unverständlich). higuain schon eher, aber er hat nur noch 180 minuten, weil gegen deutschland ist wie 2006 im viertelfinale schluß ist. jetzt könnt ihr alle dagegen schreiben und mir ist durchaus bewußt, dass dtschl. nicht überzeugt hat und der kader von argentinien um einiges besser ist, aber diegos ist vielleicht dios und ein geiler typ, aber deshalb noch lange kein guter trainer und die mannschaft wurde noch keinmal ernsthaft gefordert. außerdem vergibt sie trotz der mit abstand weltbesten offensive zu viele chancen, veron hält wm-titel ansprüchen keinesfalls stand und (eine meiner theorien viktor ) hat das team von argentinien keine k.o-mentalität, wobei ich mir da bei dtschl. auch nicht so sicher wie sonst bin. ich bitte um einen kommentar des autors 🙂

  2. deutschland wird schon im1/8 finale gegen england
    ausscheiden wenn nicht erledigt das die albi celeste im1/4 finale. argentinien ist klar stärker und wird das gegen deutschland auch zeigen und gewinnen !

  3. Das Ergebnis ist sicherlich 2 Tore zu hoch ausgefallen, war aber dennoch hochverdient!!! Die argentinische Arroganz, die falsche Kaderzusammenstellung und Diegos schlechte Taktik waren letztlich zu viel. Über Otamendi braucht man nicht zu reden, war der schlecht und warum Samuel nicht gespielt hat weiß nur Diego. Ich hatte Angst, dass Leo genau wie damals beim 4:0 von Barca über rechts kommt und Boateng ganz alt aussehen lässt, aber durchs Zentrum ging nichts , das dt. Mittelfeld, vor allem Schweini hat das Spiel über 75 min klar dominiert. Vor allem die falsche taktische Aufstellung von Messi (5 Spiele, 0 Tore) hat Diego zu verantworten. von der miserablen Abwehr um „Mitcho den Abwehrchef“ und den viel diskutierten Nichtnominierungen von Zanetti und Cambiaso gar nicht zu reden. Insgesamt war Argentinien der dt. Taktik und Ordnung nicht gewachsen. Alle haben nach 4 schwachen Gegnern gedacht, dass man schon WM ist und was für ein toller Trainer Diego über Nacht geworden ist und wie er die Mannschaft im Griff hat. Zu Diegos Zeiten konnte ein Weltklassespieler (+2-3 gute) noch eine WM im Alleingang gewinnen, aber die Zeiten sind vorbei.
    Ich hoffe, dass Diego an dieser Niederlage nicht zu Grunde geht und in alte Zeiten zurückfällt, es wäre schade um diese einmalige Persönlichkeit.
    @kun: Soviel zu deiner Fußballkompetenz, 8:1 Tore im 1/8 und ¼ Finale, „argentinien ist klar stärker und wird das gegen deutschland auch zeigen“,“multi kulti scheiss“, „sehr agressiv aber technisch stark, das entspricht meiner mentalität“, „für argentinien spielen keine schwarzen“….kein Kommentar.

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