Last Minute Ausgleich beim Superclásico: Erviti vermiest Rivers Party

532 Tage lang mussten die Fans auf diesen Moment warten. Das Spiel der Spiele, nicht Clásico, nein Superclásico. Wir schreiben die 189. Auflage und die Hauptstadt befindet sich endlich wieder im absoluten Ausnahmezustand. Straßenkarawanen, Fahnenmeere, Schlachtgesänge vom Hafenviertel Boca bis in das feinere Viertel Nuñez im Norden der Stadt. Das Monumental, Spielstätte von Rekordmeister River Plate, ist fast komplett in den Farben Rot und Weiß gehüllt, explodiert beim Einlauf der Mannschaften förmlich. Man of the match: die Fans von River Plate, die kurz vor Schluss ganz hart auf den Boden der Tatsachen aufschlugen.

River vs. Boca

Es ist wie das Wiedersehen zweier Geliebter. Obwohl eher eine Art Hass-Liebe, denn nirgends ist die Rivalität größer, werden Siege euphorischer gefeiert als beim Superclásico. Doch die beiden Rivalen sind eben auch deshalb so groß, weil es den Anderen gibt. Eigentlich können sie nicht ohne den Anderen und eben genau das macht den Superclásico aus. Dabei rückt das Spielgeschehen sogar teilweise in den Hintergrund. Denn das Derby dauert eben nicht nur 90 Spielminuten lang, mitnichten, es zählt das ganze Drumherum. Die Anreise in Karawanen, die Schlachtgesänge, die Performance auf den Rängen, das ganze Spektrum der argentinischen Fußball-Folklore. Man will zeigen, wer die Leidenschaft inniger auslebt und am gestrigen Sonntag haben das die Anhänger der Millonarios imposant vorgelebt. Unzählige Papierschnipsel, Luftballons, die längste Fahne der Welt, ein fliegendes Schwein und vieles mehr wurde aufgeboten. Das Wiedersehen mit Boca, nach der einjährigen Abstinenz in der Nacional B, wurde regelrecht zelebriert. Und es begann alles so schön für die Hausherren. Nach wenigen Sekunden ließ Boca Torwart Orion einen Feistoß von Leonardo Ponzio durch – ein ganz dicker Patzer, von dem sich Boca in der gesamten ersten Hälfte nicht mehr erholte. River dominierte das Geschehen nach Belieben, konnte sich aber trotzdem keine nennenswerten Torchancen herausspielen. Stürmerstar David Trezeguet, in seinem ersten Superclásico, war bei Burdisso und Schiavi sehr gut aufgehoben und konnte keine Akzente setzen.

El chancho Riquelme: Rivers Fans ließen in der Halbzeitpause ein aufblasbares Schwein vor der Boca Kurve aufsteigen und skandierten „Riquelme, Riquelme“.

Im zweiten Durchgang agierte Boca etwas zielstrebiger, musste aber das 0-2 durch Rodrigo Mora (71.) hinnehmen. Das Tollhaus Monumental feierte nun dem verdienten Heimsieg entgegen. Doch nur fünf Minuten später verursachte Rivers González Pirez einen total unnötigen Foulelfmeter, den Tanque Silva zum Anschluss ummünzte. Boca hatte nun Blut geleckt und River hatte sichtlich Angst, das Spiel noch aus der Hand zu geben. Zudem verstanden sie es nicht, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und wurden dafür in der Nachspielzeit ganz bitter bestraft. Nach einem abgeblockten Torschuss von Trezeguet landete der Ball bei Paredes, der 12 Sekunden lang ungehindert durchs Mittelfeld spazieren konnte, schließlich zu Acosta rüberlegte, dessen Flanke in den Strafraum von Silva mit der Brust in der Gefahrenzone gehalten wurde und plötzlich Walter Erviti den Ball am herauslaufenden Barovero vorbei zum Ausgleich ins Tor spitzelte. Ein Tor aus dem Nichts, doch warum ist da kein Rot-Weißer richtig zum Zweikampf gegangen? Den Gästen war das natürlich egal und die Schadenfreude umso größer: „Jetzt müssen sie halt nochmal sechs Monate warten, um uns zu schlagen“, kommentierte Bocas Chavez nach Spielende.

Ein insgesamt schmeichelhafter Punkt für die Gäste, deren Barra Brava, La Doce, noch während des Spiels für Negativschlagzeilen sorgte. Kurz vor Silvas Anschlusstreffer wurden mehrere Sicherheitskräfte im Stehplatzblock der Gäste von den Barras brutal zusammengeschlagen. Die Auseinandersetzung wurde von Kameras festgehalten, es sind schlimme Bilder. Es hagelte scharfe Kritik seitens der Sicherheitsfirma, weil die Polizei nichts unternahm und nur tatenlos zuschaute. Mehrere Sicherheitsbeamte wurden verletzt ins Krankenhaus geliefert, die hässliche Fratze des fútbol argentino schreibt eine neue Episode.

Fotos: Guille Rusconi

6 Antworten zu “Last Minute Ausgleich beim Superclásico: Erviti vermiest Rivers Party

  1. Marsch zum Monumental:

  2. Imposanter Aufmarsch!

  3. HOLLA,was geht da ab…..geil !!!

  4. Super Derby, super Stimmung…
    Schade, dass La Doce das Fest vermiesen musste, :-(.

  5. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.
    Das kommt dabei raus wenn falsche Leute zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort sind. Selber schuld.

  6. Grauenhaftes Torwartspiel auf beiden Seiten – was für Fliegenfänger!

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