Kein Spieltag für Torjäger – außer für Scocco

Es war kein Wochenende für Torjäger. Nach nur 12 Toren aus den ersten acht Begegnungen wackelte der diesjährige Negativtorrekord vom 2. Spieltag (15 Tore), die beiden Montagsspiele bescherten uns aber dann doch noch weitere acht Tore. Nichtsdestotrotz avancierte auf vielen Plätzen der Torwart zum Punktegarant, aber die geringe Torquote war auch nicht nur blitzsauberer Torwartleistung geschuldet. Die Torjäger der Liga versemmelten reihenweise hochkarätige Chancen, wo entweder die Latte im Weg stand oder schlicht das eigene Unvermögen.

Franziskus sprach und es geschah. „Qué gane San Lorenzo!“ verlautete es in die TV-Kameras, die schon seit Tagen den Vatikan belagern. Franziskus, bürgerlich Jorge Mario Bergoglio, betet zum Herrgott nicht nur für das Wohl der Welt, sondern auch für den Heiligen Lorenz, wie San Lorenzo übersetzt heißt. Und da der Traditionsklub aus Boedo derzeit Minimalistenfußball betreibt, im Schnitt fällt ein Tor pro Spiel, musste beim Auswärtsspiel in Santa Fe bei Colón etwas nachgeholfen werden. Rubén Ramirez, Torschützenkönig 2011, und eigentlich für Colón auf Torejagd, bugsierte den Ball unglücklich mit der Hand ins eigene Tor und bescherte San Lorenzo somit drei Punkte. Colon´s anderer Mittelstürmer, Emmanuel Gigliotti, hatte gegen seinen Ex-Klub mehrfach die Möglichkeit zum Torerfolg, scheiterte aber bei seinen beiden größten Chancen am glänzend reagierenden Pablo Migliore (31), der für el cuervo den sehr glücklichen Auswärtssieg festhielt.




Caruso Lombardi entführt Punkt aus Bombonera

Charismatisch, verrückt, provokant oder einfach nur dumm. Caruso Lombardi (51) polarisiert. Doch seine Künste als Trainer für die besonders schwierigen Aufgaben sind unbestritten. Nun ist er dorthin zurückgekehrt, wo alles begann. In La Paternal, einem gemächlichen Viertel der Hauptstadt, debütierte Lombardi als Profispieler sowie als Erstligatrainer für Argentinos Juniors. Die stecken momentan in einer ganz dicken Krise. Nach gutem Start ins Torneo Inicial, der Hinrunde, schmierte die Mannschaft ab wie ein griechisches Bankkonto. Nur ein Sieg aus den letzten 18 (!) Spielen brachte nicht nur Panik ins Klubhaus, sondern auch das Abstiegsgespenst. Und da kommt Lombardi ins Spiel. Bei seinem Comeback an der Seitenlinie entführte el bicho nach solider Leistung wenigstens einen Punkt aus Bocas Bombonera, die ihrerseits mit nunmehr sechs Punkten bereits zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Lanús aufweisen.


Tabellenspitze: Lanús und Newell´s distanzieren River

Guillermo Barros SchelottoEl Granate aus Lanús ist derzeit in Topform. Auch bei der bisherigen Überraschungsmannschaft aus Mendoza, gegen Martín Palermos Godoy Cruz, setzte der Tabellenführer seine Siegesserie fort und gewann durch ein Kopfballtor von Carlos Izquierdoz. Lanús Trainer Guillermo Barros Schelotto (39) gilt aktuell als Mann der Stunde. Zu Recht, seine Elf spielt den derzeit attraktivsten und erfolgreichsten Fußball der Liga.

Im zweiten Spitzenspiel des 6. Spieltags gastierte das wieder erstarkte River Plate in Rosario bei den Newell´s Old Boys. Eine tolle Einzelaktion von Nacho Scocco (27), Torjäger der Liga, reichte La Lepra zum Sieg, auch weil Schlussmann Nahuel Guzmán (27) einmal überragend gegen Rodrigo Mora abwehren konnte.




Die Abstiegszone rückt enger zusammen

Es wurde viel geredet, aber passiert ist nur wenig. Beim direkten Duell der beiden Kontrahenten Quilmes und Indep´te (0-0) mussten sich beide mit nur einem Punkt zufrieden geben. In einem bestenfalls mäßigen, kampfbetonten Spiel stellten die Hausherren zwar das spielerisch leicht überlegene Team, die wenigen echten Torchancen machte aber Indep´te Schlussmann Diego Rodríguez (23) zunichte. Der eigentlich vierte Tormann der Roten steht seit Rückrundenstart im Tor und überzeugt seither mit konstant guten Leistungen.

Durch einen Doppelpack von Andrés Franzoia (27)– begünstigt durch haarsträubende Abwehrfehler Tigres Hintermannschaft – holt der als sicher gehandelte Abstiegskandidat, Unión de Santa Fe, den siebten Punkt aus den letzten drei Spielen und erhöht somit den Druck auf die Abstiegszone. Unión Trainer Facundo Sava (39) wurde zum Jahreswechsel engagiert und schaffte es, seiner Truppe neuen Mut einzuhauchen, auch weil sein risikoreiches, offensiv ausgerichtetes Spielsystem erste Erfolge generiert. Die spannende wie chancenreiche Partie in Tigre war rein spielerisch die beste des Spieltags.

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Die Abstiegstabelle. Die drei Mannschaften mit dem schlechtesten Punktedurchschnitt der letzten drei Saisons steigen direkt ab.

Die beiden Verlierer der Abstiegszone sind San Martín (19.) und Atl. Rafaela (16.). Am Montagabend verloren beide erwartungsgemäß ihre Auswärtsspiele. Dabei wäre für San Martín durchaus mehr drin gewesen. Kurz nach Wiederanpfiff konnten die Grünschwarzen den 0-2 Rückstand per Doppelpack ausgleichen, doch in der 90. Minute (Torschütze L. López) mussten sie das dritte Kopfballgegentor der Begegnung hinnehmen und treten mit insgesamt erst drei Punkten im Torneo Final auf der Stelle. Für Rafaela läuft es derzeit auch nicht rund. Man befindet sich in einer Abwärtsspirale, ohne dabei wirklich schlecht, sondern vielmehr unglücklich zu spielen. Gegen All Boys agierte man knapp eine halbe Stunde in numerischer Überzahl, aber Albo-Schlussmann Nicolás Cambiasso (35) konnte nur einmal per Strafstoß überwunden werden.


Das Tor des Tages: Ignacio Scocco (Newell´s Old Boys)




Die Ergebnisse des 6. Spieltags

Capo der Woche: Esteban Cambiasso (35, All Boys). Der Torhüher zeigte eine Reihe guter Paraden und hilet somit drei Punkte fest. Ganz stark bei der Dreifachchance Rafaelas.

Capo der Woche: Esteban Cambiasso (35, All Boys). Der Torhüher zeigte eine Reihe guter Paraden und hielt somit drei Punkte fest. Ganz stark bei der Dreifachchance Rafaelas.



Wegen der Länderspielpause wird der 7. Spieltag erst am 29.März angepfiffen.

Topspiele des 7. Spieltags (Anstoßzeiten noch nicht terminiert)

River – Vélez  30.03.

Indep´te – Boca  31.03.

San Lorenzo – Newell´s  31.03.


Andreas Geipel

2 Antworten zu “Kein Spieltag für Torjäger – außer für Scocco

  1. Tja, das Spiel zu gewinnen war wiklich ein Wunder. Ob nun Gottes oder das Wunder Migliore sei mal dahingestellt.

  2. Scocco ist im Augenblick wirklich in der Form sein Lebens. Bin gespannt wie lange Newells ihn noch halten kann. Ein Tor ist ja schöner als das andere. Und das seit ca. einem Jahr bereits.

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